Der folgende Abschnitt eines aktuellen Textes von Konstantin Wecker fasst aus unserer Sicht auch die bisherige Diskussion zum Nazi-Aufmarsch in Raunheim und Rüsselsheim gut zusammen. Wir würden uns freuen, wenn wir uns zu möglichst vielen gemeinsam auf diesen Weg machen könnten – damit in Frankfurt am 7. Juli kein NPD-Aufmarsch stattfindet – und auch sonst nirgendwo!:
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Die NPD ist derzeit die Sammlungsbewegung der extremen Reaktion. Altbekannte Nazis, rassistische Gewalttäter – alles, was militant und reaktionär ist, wird in den Orbit dieser Partei gezogen.Ich will zusammenfassen, was mir für eine effektive Bekämpfung der NPD wichtig erscheint. Am Anfang steht der Aufbau einer antifaschistischen Massenbewegung. Das Warten darauf, daß der Staat uns dieses Problem vom Hals schafft, ist fatal und illusorisch. Wir müssen es selber tun, uns selbst massenhaft entgegenstellen, wo immer die NPD marschiert.
Zweitens halte ich die Gewaltfrage für ziemlich überschätzt. Die Lösung ist an sich einfach: Je mehr Menschen sich dem Gegner stellen, desto weniger Gewalt ist nötig, um die Nazis zu stoppen. Wenn eine ganze Stadt aufsteht, kann man auch gewaltfrei jeden Nazi-Aufmarsch unmöglich machen. Erst wenn sich viel zu wenige entgegenstellen, rückt die Frage der Gewalt ins Zentrum. Masse ohne Entschlossenheit aber bringt uns ebensowenig weiter wie Entschlossenheit ohne Masse. Medienwirksam “Zeichen zu setzen“ fernab der Nazi-Aufmärsche, ist nicht genug. Man muß sich in den Weg stellen.
Das heißt drittens: Antifaschistische Gegenwehr braucht Mut – und weil es Mut braucht, ist die emotionale und psychologische Voraussetzung einer antifaschistischen Massenbewegung, daß man ein Gefühl der gemeinsamen Stärke, des unzerstörbaren Zusammenhalts pflegt und schützt […]
(Aus: Konstantin Wecker, Mit Gandhi gegen Hitler? Gedanken zu Pazifismus und Antifaschismus, in: Rosen auf den Weg gestreut. Deutschland und seine Neonazis, hg. Richard Gebhardt, Köln 2007, Vorabdruck in: Unsere Zeit, 4. Mai 2007, S. 3.)
