Hessische Staatskanzlei wollte NPD-Antisemtismus „ignorieren“

Nicht nur Marcel Wöll (Landesvorsitzender der NPD Hessen) muss sich demnächst für seine den Holocaust leugnenden Äußerungen gerichtlich verantworten. Alt-Nazi Alfred Zutt (Ehringshausen), Ehemann von Doris Zutt (Frankfurter NPD-Kandidatin für die diesjährige OBerbürgermeisterwahl) ist durch mündliche und schriftliche antisemitische Äußerungen aufgefallen (Bericht in der Frankfurter Rundschau). Das wollte Ministerpräsident Roland Kochs Staatskanzlei als Adresse eines Offenen Briefs von Zutt gegen den angeblichen „Schuldkult“ in hessischen Schulen erstmal „ignorieren„.

Zutts Äußerungen erinnern inhaltlich an die berüchtigte „Tätervolk“-Rede, die der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann (Fulda), ehemaliger BKA-Bamter, Reserveoffizier der Bundeswehr und evangelikaler Aktivist am 3. Oktober 2003 gehalten hatte. Auch Hohmann hatte durch eine Zitatenkollage den Eindruck zu erwecken versucht, die Juden sei an der Oktoberrevolution, dem Faschismus, dem 2. Weltkrieg und eigentlich an allem schuld, einschließlich natürlich des Holocaust. Man könne sie deshalb als „Tätervolk“ bezeichnen. Im Verlauf der nachfolgenden empörten Diskussion erfuhr und erfährt Hohmann zwar viel Solidarität aus der rechten Ecke, verlor aber seine CDU-Mitgliedschaft und dann auch sein Bundestagsmandat. Heute ist er in rechten think-tanks zu Gast („Studienstiftung Weikersheim“, „Stimme der Mehrheit“ usw.)

Im Frankfurter Römer fand Hohmann seinerzeit übrigens prominente Freunde und Verteidiger: Wolfgang Hübner (BFF) fand, Hohmanns Rede sei „nicht antisemitisch“ gewesen, und Patrick Schenk (CDU), langjähriger Weggefährte Boris Rheins, des heutigen Sicherheitsdezernenten der Stadt, befand: er habe Hohmanns Rede „nichts hinzuzufügen„.

-> Rede der Frankfurter Stadtverordneten Jutta Ditfurth im Frankfurter Römer am 20.11.2003 zu Hohmann, Hübner und Schenk

  • UPDATE 21.06.2007:
    „NPD-Politiker droht Strafe“ (FR-online)
    Die Staatsanwaltschaft Gießen hat gegen den NPD-Politiker Alfred Zutt ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Dies sagte der Sprecher der Behörde, Reinhard Hübner, am Mittwoch. Hintergrund ist ein antisemitischer „Offener Brief“ an Ministerpräsident Roland Koch, in dem unter anderem behauptet wird, die Juden hätten Deutschland den Krieg erklärt.

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