NPD-Chef Marcel Wöll wird bei Sitzung des Kreistags der Wetterau handgreiflich gegen Jugendliche / Ausschluss aus der Sitzung

„Nazis raus“ – mindestens aus dem Kreistag der Wetterau. Das ist für einen Moment Realität. Marcel Wöll verlor zuvor die Nerven und leistete ganz persönlich seinen Beitrag zur derzeit in den Medien grassierenden „Gewaltdiskussion“ im Vorfeld des 7. Juli:

vor einer Sitzung des Kreistags der Wetterau wurde der hessische Neonaziführer und Kreistagsnachrücker heute gegen Jugendliche, die Infomaterial gegen Neonazis verteilten, handgreiflich. In einem Bericht heißt es: einem 16-jährigen drohte er Prügel an, einem anderen schlug er Flugblätter ins Gesicht.
Ironie der Gleichzeitigkeiten: die von Wöll vorgebachte Anmeldung einer Demonstration gewaltbereiter Nazifaschisten durch Frankfurt wurde praktisch zeitgleich von der Stadt Frankfurt akzeptiert. Frankfurt ist eben nicht Friedberg.

Es folgen aktuelle Presseberichte zu diesem Vorfall:

  • Spiegel-Online, 21. Juni: „NPD-Mann droht im Kreistag mit Prügel

    Prügeldrohung im Kommunalparlament: Der hessische NPD-Landeschef Wöll ist im Wetterauer Kreistag handgreiflich geworden. Es war nicht der erste Eklat, für den der Rechtsextreme dort sorgte. […]
    Wöll, der vom hessischen Verfassungsschutz als Neonazi eingestuft wird, ist seit Februar Mitglied des Kreistags in Friedberg. Bei der Sitzung am Mittwochabend wollten Jugendliche – mit Genehmigung des Kreistagsvorsitzenden – Flugblätter für ein Verbot der NPD verteilen. Zeugenaussagen zufolge soll Wöll daraufhin handgreiflich geworden sein.

    Ein Mitglied der Jugendorganisation der Linken sagte der „FAZ“, er habe Wöll beim Betreten der Zuschauertribüne des Plenarsaals fotografiert. Daraufhin habe Wöll ihn gepackt, die Herausgabe der Kamera verlangt und ihm Prügel angedroht. Ein 20-Jähriger berichtete, Wöll habe ihm mit mehreren Blättern Papier ins Gesicht geschlagen. […]

  • Kreis-Anzeiger, Nidda, 21. Juni: „Eklat zum Auftakt der Kreistagssitzung

    WETTERAUKREIS (oh). Mit einem Eklat begann die Sitzung des Wetterauer Kreistags gestern Nachmittag im Plenarsaal des Kreishauses: Nach einem tätlichen Angriff auf ein Mitglied des Wetterauer „Bündnisses gegen rechts“ wurde Marcel Wöll, Kreistagsmitglied aus Butzbach und Landesvorsitzender der NPD, nach einer Beratung des Ältestenrats von der Teilnahme an der Sitzung ausgeschlossen. Den Protest von Wöll und seinen beiden Fraktionskollegen unterband Kreistagsvorsitzender Bernfried Wieland rigoros mit der Drohung, diese Beiden ebenfalls auszuschließen.

    Mitglieder von „Solid“, der Linksjugend in Hessen, hatten vor der Kreistagssitzung Flyer verteilt mit dem Aufruf „Nie wieder Faschismus, NPD verbieten“. Diese Aktion hatte Keistagsvorsitzender Bernfried Wieland genehmigt. Auf der Besuchertribüne griff Marcel Wöll einen der jungen Leute an. Im Anschluss an die Ältestenrat-Sitzung schilderte Wieland vor dem Kreistag den Sachverhalt: Nach Zeugenaussagen packte Wöll den jungen Mann, hob ihn hoch, „untersagte“ ihm das Verteilen der Flugblätter und drohte ihm Prügel an.
    Für Wieland waren die Berichte der Zeugen Anlass, die Kreistagssitzung unmittelbar nach ihrer Eröffnung zu unterbrechen. In einer viertelstündigen Beratung kam der Ältestenrat zum Ergebnis, Wöll auszuschließen. „Sie haben durch Ihren Angriff in gröbster Weise gegen die parlamentarische Grundordnung verstoßen“, sagte Wieland an Woll gewandt. Der Kreistag werde dies nicht dulden. Wölls wiederholten Zwischenruf „Das ist eine Frechheit!“ quittierte Wieland mit dem Hinweis, die Entscheidung des Ältestenrats stehe nicht zur Diskussion. Auch Rufe der beiden anderen nationaldemokratischen Kreistagsmitglieder wies Wieland unter Verweis auf die Geschäftsordnung des Kreistags strikt zurück. Daraufhin verließ Wöll die Kreistagssitzung unter dem Applaus der Abgeordneten aller demokratischen Fraktionen.

  • FAZ vom 20. Juni: Rechtsextremismus – Hessens NPD-Chef im Wetterauer Kreistag „handgreiflich“

    Der NPD-Landesvorsitzende Marcel Wöll hat am Mittwoch zu Beginn der Sitzung des Wetterauer Kreistags abermals für einen Eklat gesorgt und ist vom Kreistagsvorsitzenden Bernfried Wieland (CDU) von der Sitzung ausgeschlossen worden.
    Nach Aussage der ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Astrid Triesch (CDU) wurde Wöll gegenüber Jugendlichen, die Flugblätter mit der Aufschrift „Nie wieder Faschismus – NPD verbieten“ verteilt hatten, handgreiflich. Die Verteilung der Flugblätter an Kreistagsmitglieder und Journalisten hatte Wieland zuvor genehmigt.

    „In gröbster Weise“ kontra Geschäftsordnung
    Ein 16 Jahre altes Mitglied der Jugendorganisation der Linkspartei sagte gegenüber dieser Zeitung, er habe Wöll beim Betreten der Zuschauertribüne im Plenarsaal des Kreishauses fotografiert. Daraufhin habe Wöll ihn am T-Shirt gepackt, die Herausgabe des Fotoapparates gefordert und ihm Prügel angedroht. Ein Zwanzigjähriger sagte zudem, Wöll habe ihm mit mehreren Blättern Papier ins Gesicht geschlagen.
    Kreistagsvorsitzender Wieland begründete gestern den Ausschluss Wölls damit, dass dieser „in gröbster Weise“ gegen die Geschäftsordnung des Kreistages verstoßen habe. Sein Verhalten könne nicht gebilligt werden. Wöll, dem Wieland keine Gelegenheit gab, eine persönliche Erklärung abzugeben, verließ daraufhin unter dem Applaus der Kreistagsmitglieder den Plenarsaal.

    Weil er Auschwitz bei einer Sitzung des Wetterauer Kreistags im März als „Stätte des sogenannten nationalsozialistischen Terrors“ bezeichnet haben soll, muss sich Hessens NPD-Chef Wöll vor Gericht verantworten. Der Auftakt verzögert sich aber.

  • HR-Online, 21. Juni: „Rechtsextremismus – NPD-Funktionäre sorgen für Eklats

    Der hessische NPD-Landesvorsitzende und Wetterauer Kreistagsabgeordnete Marcel Wöll ist von einer Sitzung des Kreistags ausgeschlossen worden. Er soll gegenüber Besuchern handgreiflich geworden sein. Für Aufsehen sorgt zudem ein Brief seines Parteifreunds Alfred Zutt an die Staatskanzlei. […]

Ein Gedanke zu „NPD-Chef Marcel Wöll wird bei Sitzung des Kreistags der Wetterau handgreiflich gegen Jugendliche / Ausschluss aus der Sitzung“

  1. NPD liefert den Beweis für ihre Doppelmoral, [’solid] Hessen

    Stellungnahme des Jugendverbandes [’solid] zu seiner Aktion und dem NPD-Übergriff im Wetterauer Kreistag

    Mitglieder der Linksjugend [’solid] aus den Basisgruppen Gießen und Wetterau verteilten am Mittwoch, den 20. Juni gegen 15 Uhr im Wetterauer Kreistag Flugblätter mit der Forderung nach einem Verbot der NPD. Die Flugblätter wurden mit Genehmigung des Kreistagsvorsitzenden Wieland an alle Fraktionen verteilt, anschließend nahmen die vier [’solid]-Aktivisten wieder Platz auf der Zuschauertribüne.
    Ein beteiligtes Mitglied aus Gießen schildert die weiteren Geschehnisse wie folgt:
    Nachdem ein [’solid]-Mitglied von oben herab ein Foto des Plenarsaals machte, betraten Daniel Lachmann, Jan Peppel und Marcel Wöll die Zuschauertribüne und stellte sich um die Gruppe der Aktivisten. Wöll forderte die Herausgabe der Digitalkamera, versuchte nach ihr zu greifen und wurde dabei handgreiflich.
    Offensichtlich waren der wegen Volksverhetzung angezeigte hessische NPD-Vorsitzende und der Rest der NPD-Fraktion mit dem friedlichen und erfolgreichen Protest der Linksjugend [’solid] so unzufrieden, dass sie weiterhin provozierten und Marcel Wöll einem Mitglied des linken Jugendverbandes seine Aktenmappe ins Gesicht schlug. Auch der NPD-Fraktionsvorsitzende Volker Sachs beteiligte sich an dem peinlichen Auftritt der „Nationaldemokraten“, indem er die Tür der Besuchertribüne während des Vorfalls zuhielt.
    Nachdem der Kreistag schließlich die Tagesordung beschlossen hatte, trat der Ältestenrat zusammen und beschloss, die gesamte NPD-Fraktion von der Kreistagssitzung auszuschließen. Auch die [’solid]-Mitglieder beschlossen auf Anraten des Ältestenrates, das Gebäude zu verlassen und eventuellen weiteren Unmutsäußerungen der NPD-Fraktion und ihren „Kameraden“ aus dem Weg zu gehen.
    Mit der Aktion im Kreistag wollten die jungen Sozialisten ursprünglich für die Kampagne „NO NPD: Verbot jetzt!“ der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ werben und auf die menschenverachtende Doppelmoral der „Nationaldemokraten“ hinweisen, die vordergründig die netten Nachbarn sind, hinterrücks aber hetzen, einschüchtern und prügeln. „Dass die Wetterauer Nazis uns den Gefallen tun, dies auch noch öffentlich mit einem praktischen Beweis zu belegen, konnten wir nicht ahnen“, so ein beteiligter Aktivist.

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