Augenzeugenbericht zur Situation am Industriehof/Fischstein am 7. Juli

707-Ffm Industriehof Fischstein Hausen Ein ausführlicher und nachdenklicher stimmender Augenzeugenbericht erreicht uns heute, der die Situation der Anti-Nazi-DemonstrantInnen am 7. Juli am Industriehof/Fischstein beschreibt. Es wird von Polizeigewalt gegen die friedlich Demonstrierenden berichtet, vom Wasserwerfereinsatz und antisemitischen Hetzparolen:
„…Die Aktionen am Industriehof bewiesen mir wiederholt, was deren Ziel war: Reinprügeln, um die Gegner abzudrängen. Sinnlos provozieren um Gewaltbilder für die Presse zu kriegen. Neben uns liefen vermummte Nazis, begleitet von einem losen Polizeispalier. Sie waren zum Teil komplett vermummt und attackierten einmal sogar die Polizisten. Ich hatte Angst, sie könnten durchbrechen… Sprüche wie: „Von Ost bis West: Tod der Judenpest“ (wurde mir berichtet) sowie „BRD, Judenstaat, wir haben Dich zum Kotzen satt“ (habe ich selbst gehört), waren zu hören. Kein Grund für die zur genügend vorhandene Polizei, auch nur einen Versuch zu unternehmen, diese Demonstration aufzulösen. …“

Augenzeugenbericht zur Situation am Industriehof/Fischstein am 7. Juli 2007, Frankfurt am Main

Wir sind gegen 11h am Industriehof mit ca 150 Leuten angekommen. Die Zahl stieg etwas im Laufe des Tages und wir versuchten dort, irgendwie präsent zu sein und mehr zu werden. Laut Infotelefon war durch diese Präsenz (Blockade war unmöglich) der Aufmarsch auch ein wenig verzögert wurden. Wir hätten dringendst mehr Leute dort gebraucht. Egal.

Nachdem wir ca. 5h ausharten wurden die Gerüchte immer lauter, dass die Nazis langsam losmarschieren. Wir verließen den Fischstain um Richtung Breitenbachbrücke zu gehen, da vermutet wurde, das die Nazis dort langkommen (die Route war irgendwie nie 100%ig laut Infotelefon).

Eine Menge von 200-300 Demonstrierenden hielt sich dort auf, und skandierte eine Zeit lang Parolen, wohl mehr um sich selbst zu beschäftigen. Dann geschah plötzlich folgendes. Die Polizei schlug ohne ersichtlichen Grund wild auf uns demonstrierende ein. Es gab keinerlei Intention von Seiten der Demonstrierenden, den Konflikt mit der Polizei zu suchen. Trotzdem dieser Angriff. Es gab eine brutale Festnahme. Bunt gekleidete Personen mit einem kleinen Soundsystem wurden angegriffen. Später ging noch ein Greiftrupp brutal gegen eine Gruppe Menschen vor, die einen Einkaufswagen gefüllt mit Plastikwasserflaschen für die Demonstrierenden hatten. Es war unglaublich, diesen brutalen Übergriff zu verfolgen. Wir schaften es mit Megafon die Menge beisammenzuhalten. Stellten uns mit erhobenen Armen vor die Polizei und schafften es, dass sie sich tatsächlich etwas zurücknahmen. Es gab keinerlei Gewalt von Seiten der Demonstrierenden, nur sinnloses Geschlage der Bayrischen (Bamberger?) Polizeikräfte.

Viel schlimmer: Als die Nazis an uns vorbeizogen, schafften wir es, ein Spalier zu überwinden und parallel zu den Nazis auf der linken Strassenseite zu laufen. Wir waren höchstens 5 oder so. Wir sahen von vorn einen Wasserwerfer kommen (aus Richtung Breitenbachbrücke), der nicht aufhörte, mit aller Kraft in die Büsche an der Straße zu sprühen. Als wir näher kamen, hörten wir Schreie besorgter Eltern. Hinter den Gebüschen (davor war ein Zaun), schienen sich auch Kinder aufzuhalten. Die Polizei hielt aber noch mehr drauf. Dafür gibt es mehrere Zeugen.

Wenn ich mir die Schönrederei der Polizei in der Presse anhöre, wird mir schlecht. Die Aktionen am Industriehof bewiesen mir wiederholt, was deren Ziel war: Reinprügeln, um die Gegner abzudrängen. Sinnlos provozieren um Gewaltbilder für die Presse zu kriegen. Neben uns liefen vermummte Nazis, begleitet von einem losen Polizeispalier. Sie waren zum Teil komplett vermummt und attackierten einmal sogar die Polizisten. Ich hatte Angst, sie könnten durchbrechen… Sprüche wie: „Von Ost bis West: Tod der Judenpest“ (wurde mir berichtet) sowie „BRD, Judenstaat, wir haben Dich zum Kotzen satt“ (habe ich selbst gehört), waren zu hören. Kein Grund für die zur genügend vorhandene Polizei, auch nur einen Versuch zu unternehmen, diese Demonstration aufzulösen.

4 Kommentare zu „Augenzeugenbericht zur Situation am Industriehof/Fischstein am 7. Juli“

  1. Ich war zu genau dieser Zeit ebenfalls dort und habe den Vorfall beobachten können. Nachdem ein Polizist durch den Wurf einer gefüllten 1,5l Flasche niedergestreckt wurde, bahnte sich ein Polizeitrupp einen Weg durch die Menschenmenge und konfiszierte den Einkaufswagen mit den Flaschen darin. Die Polizei ging dabei tatsächlich nicht zimperlich zu Werke, die Provokation kam aber allerdings von Seiten der Demonstranten. Es mag einigen nicht gefallen, aber Beleidigungen und Flaschenwürfe gegen Polizisten als „Es gab keinerlei Intention von Seiten der Demonstrierenden, den Konflikt mit der Polizei zu suchen.“ zu bezeichnen, ist völliger Unsinn.

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  2. Als ebenso neutraler Beobachter kann ich wiederum den Vorfall nicht bestätigen, habe ich nicht gesehen.

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  3. Die Polizei griff an, ohne das auch nur irgendetwas flog. Kurz bevor die Leute vom Einkaufswagen niedergestreckt wurden, knüppelte die Polizei, auch da sah ich nichts fliegen. Das ein Polizist mit einer 1.5l Wasserflasche niedergestreckt wurden soll, glaube ich nicht, das wäre in solch einer Situation geradezu selbstmörderisch. Die Leute vom Einkaufswagen diskutierten nach Entspannung sogar mit der Polizei, um den Vorfall zu erörtern. Vielleicht lesen sie ja mit, und können sich äußern.

    Ich bleibe dabei, ebenso viele meiner Freundinnen und Freunde: die Gewalt ging von der Polizei aus, es gab keine Angriffe! Keiner hat diese gesucht, warum auch, alle waren da, um sich den Nazis in den Weg zu stellen. Auf sinnlose Scharmützel mit den bayerischen Schlägern war niemand aus!

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  4. @Zeuge: Genau darin liegt das Problem. Von den Demonstranten waren tatsächlich 99% friedlich, aber ein paar Idioten, die sich in der Masse der friedlichen Demonstranten verbergen, provozieren gezielt das harte Durchgreifen der Polizei. Der Rest kriegt meißtens die eigentliche Provokation nicht mit, sondern sieht nur die massive Reaktion der Polizei. Ob du glaubst oder nicht, dass es einen Polizisten erwischt hat, spielt dabei nun wirklich keine Rolle, ich stand ganz in der Nähe und konnte den Vorgang sehen. Damit ich nicht falsch verstanden werde:
    es geht mir nicht darum, den Polizeieinsatz zu rechtfertigen, aber trotz oder gerade wegen der sehr emotionalen Auseinandersetzung mit den Geschehnissen an diesem Tag halte ich es für wichtig, möglichst objektiv ALLE Berichte und Beobachtungen bei der Bewertung zu berücksichtigen.

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