Mügeln, Mainz, Pretzien: Rechts ist, wo die Mitte ist

Mügeln in Sachsen und Mainz in Rheinland-Pfalz haben etwas gemeinsam: Rechts ist, wo die Mitte ist. Das bestätigen Beobachter wie Betroffene freiwillig-unfreiwillig. In Sachsen kommentiert der der FDP angehörende Bürgermeister von Mügeln das dortige fremdenfeindliche Pogrom in der rechtsextremen „Jungen Freiheit“ mit der Parole „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!„, nachdem er konstatiert hatte, Rufe wie „Ausländer raus!“ seien doch wohl fast jedem schon mal über die Lippen gekommen. Der Mann hält mithin Rassismus für den deutschen Normalfall. Hat er Unrecht?
Ähnlich gelagert der aktuelle Fall eines rassistischen Richters in Mainz, der die Schulterbehinderung eines türkischen Jugendlichen mit der Bemerkung kommentierte: „Für 1933 hätte es gereicht„. Er wollte damit sagen: für den faschistischen Hitlergruß hätte der Jugendliche dem Arm noch hoch genug heben können. Dies wiederum kommentierte der Mainzer Landgerichtsrat Willi Kestel mit dem Satz, der fragliche Richter sei „weit davon entfernt, dem rechten Lager nahezustehen„. Von Mügeln aus gesehen hat er sicher Recht.
Und sicher würden ihm auch viele PretzienerInnen zustimmen. Dort war vor einem Jahr das „Tagebuch der Anne Frank“ als „artfremd“ im Beisein des Bürgermeisters und der Polizei unbehindert ins Feuer geworfen worden. Das war zugleich der wohl endgültige und drastische Beleg für das in diesem wie jedem Ort gescheiterte Konzept einer duldenden Integration von Nazis in die „Gemeinschaft“. Nun stören erneut Nazis eine von Iris Berben veranstaltete Lesung des „Tagebuch der Anne Frank“ in Pretzien. Die dörfliche Gesellschaft ist nachhaltig irritiert und reagiert vor allem verletzt und empört auf Rückfragen von außen. Es gebe hier (so wie in Mügeln, Halberstadt, Guntersblum, Mainz und Frankfurt) angeblich „null Probleme“ behauptet man öffentlich nach einem Bericht von Spiegel online.

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