Pack schlägt sich, Pack verträgt sich – schwere interne Konflikte in der Frankfurter NPD

NoNPD Die NPD, auch die Frankfurter, gibt sich gerne als Partei von „Recht und Ordnung“. Intern geht es aber wenig fein zu. Die folgenden Informationen, die wir von vertrauenswürdigen Personen aus antifaschistischen Zusammenhängen bekamen, belegen das. Wir veröffentlichen sie hiermit, weil wir an ihrer Belegbarkeit keinen Zweifel haben. Vor einigen Wochen wurden sie AntifaschistInnen aus Frankfurt zugespielt und legen interessante Interna der Frankfurter NPD offen. Der Informant / die Informantin gibt vor, durch Zufall an diese Informationen gekommen zu sein und stimmte einer Veröffentlichchung ausdrücklich zu. Wie wir hören, wurden die Informationen dennoch erst einmal zurückgehalten, da einige Behauptungen zunächst nicht überprüfbar waren und die Intention des Schreibens nicht klar ist. Denn die Vorwürfe zielen gegen bestimmte Personen der Frankfurter NPD (insbesondere gegen den Kreisschatzmeister Christian Oswald aus Niederrad und dem Kreisvorsitzenden Mike Ertl aus dem Nordend), während andere Exponenten (z.B. Jörg Krebs) davon weitgehend ausklammert sind. Doch war es möglich, einzelne Behauptungen zu überprüfen, weswegen wir an dieser Stelle einen kleinen und unvollständigen Einblick in den derzeitigen Zustand der Frankfurter NPD bieten wollen: ein Sumpf aus Intrigen und Machtkämpfen. Rückfragen der Medien zu diesen Informationen werden auf der Pressekonferenz am Freitag beantwortet, soweit das der Schutz der InformantInnen zulässt.

So scheint klar, dass von einem Teil der Frankfurter NPD, verstärkt durch AktivistInnen der Freien Kameradschaften aus dem gesamten Rhein- Main-Gebiet (so z.B. dem Mainzer NPD-Vorsitzenden Mario Matthes und dem hessischen Landesvorsitzenden Marcel Wöll) systematisch die Demontage des Jörg Krebs vorangetrieben wird. Insbesondere Mike Ertl, Christian Oswald und dessen Frau Anne Oswald wird parteiintern der Vorwurf gemacht, eine „Clique“ innerhalb der NPD zu bilden, deren Interessen eher darin liegt, unter dem Schutz der Partei und unter Nutzung der Parteistrukturen allerlei neonazistische Freundeskreise zu unterhalten, sich den Freien Kameradschaften und der Heimattreuen Deutschen Jugend anzudienen und gemäßigtere Parteigänger systematisch zu „mobben“. Ähnliches sei schon in anderen Kreisverbänden passiert.

Zum Beispiel habe Mario Matthes, der auf der verhinderten NPD- Wahlkampfauftakt-Veranstaltung am 13. September in Griesheim als Hauptredner vorgesehen war, letztes Jahr den ordnungsgemäßen Mainzer NPD- Vorsitzenden eigenmächtig und mit Gewalt von seinem Amt entfernen lassen. Beschrieben wird ein Vorfall, wo Matthes mit fünf Kameraden den Stammtisch der NPD Mainz regelrecht gestürmt habe und den Mainzer NPD-Vorsitzenden Heinz-Jörg Zeitzmann eine Frist von fünf Minuten eingeräumt habe, Stammtisch und Kreisverband zu verlassen, was dieser auch tat (bzw. in Anbetracht von Gewaltdrohungen tun musste).

Matthes, ein enger Vertrauter des kriminellen hessischen NPD-Landesvorsitzenden Marcel Wöll (letzterer ist mehrfach vorbestraft wegen Körperverletzung, Beleidigung, er hat ein offenes Berufungsverfahren wegen Volksverhetzung und Leugnung des Holocaust und ein noch austehendes Strafverfahren wegen Nötigung – dies hindert die Frankfurter Versammlungsbehörde aber keineswegs, ihn als Anmelder der Demonstration am 20. Oktober zu akzeptieren …) und zentrale Figur eines neugegründeten „Aktionsbündnis Rhein-Main“, nutze – so der Brief – sein Parteiamt nur für seine vielfältigen neonazistischen Aktivitäten aus. Aus den Reihen der rheinland-pfälzischen NPD gäbe es Beschwerden gegen ihn, da er bspw. einen Rednerauftritt auf einem NPD- Aufmarsch abgesagt habe, da er am selben Tag auf einem Zeltlager der (kurz vor dem Verbot stehenden) Heimattreuen Deutschen Jugend im Odenwald beschäftigt gewesen sei. Tatsächlich sei das Verhältnis führender Personen der NPD aus Rhein-Main und aus Hessen zur HDJ, die in Nachfolge der Hitler-Jugend und der 1994 verbotenen Wiking-Jugend steht, in der letzten Zeit immer enger geworden. Als Aktivisten der HDJ werden insbesondere die sattsam bekannten Timo Völkel und Daniela Übelacker genannt, auch Marcel Wöll habe ein sehr enges Verhältnis zur hessischen HDJ-Führerin Annika Ringmayer (Alzenau), zudem würden Utensilien der HDJ im „nationalen Wohnprojekt“ in Butzbach-Hochweisel gelagert werden.

In wenigen Sätzen gehen die Informationen auf den hessischen Landesvorsitzenden Marcel Wöll ein: Er wird als Mitbegründer und langjährige Führungsperson der Gruppe MSC 28 beschrieben, die vor allem im Raum Limburg aktiv ist und eine Nachfolgestruktur des im Jahre 2000 verbotenen Netzwerks Blood & Honour stellt – die zumindest im Inland verdeckte Politik der Zusammenarbeit von NPD und B&H-Nachfolgegruppen scheint in jüngster Zeit allerdings auch durchaus durch die Parteiführung bis hin zum Vorsitzenden Voigt gedeckt. Heute gilt Wöll in der NPD als „Karrierist“, doch unterstütze er stets die Gründung von allerlei obskuren Kameradschaften, die die NPD für ihre Zwecke „missbrauchen“ würden. Seine Position in der hessischen NPD sei keineswegs so unumstritten, wie es scheint. Durch die Ausbootung langjähriger Funktionäre infolge der „Machtübernahme“ der hessischen NPD durch die Freien Kameradschaften im letzten Jahr, habe er einige parteiinterne Gegenspieler, die Wöll bei der nächsten Gelegenheit wieder absetzen würden. Durch sein offen neonazistisches Auftreten sei er zudem eine Gefahr für die Gesamtpartei.

Die schwersten Vorwürfe werden indes gegen Christian Oswald (in NPD-Kreisen auch „Ragnar“ genannt) gerichtet. Als Schatzmeister des (aus etwa zwanzig Personen bestehenden) Frankfurter Kreisverbandes sei er verantwortlich für dortige „finanzielle Unregelmäßigkeiten“ und auch im Privaten nehme er es mit seinen steuerlichen Abrechnungen nicht sehr genau. Oswald und Ertl seien Drahtzieher einer Kampagne gegen den Parteiflügel um Jörg Krebs und würden eine „Alleinherrschaft“ in der Frankfurter NPD anstreben.
Parteiinterne Kritiker würden nicht mehr zu Sitzungen eingeladen, man versuche, einzelne Parteimitglieder mit Intrigen bis hin zum offen ausgesprochenen Spitzelverdacht zu demontieren. Oswald und Ertl werden als Neonazischläger beschrieben, die nach Saufgelagen in Frankfurt auch schon mal auf „Schwulenjagd“ gingen.

Soweit ein Teil der uns zugegangenen Informationen. Wir haben die Auswahl der Informationen danach getroffen, ob sich diese mit unseren Kenntnisstand decken oder von einzelnen Leuten aus dem Umfeld der NPD bestätigt werden.
Dennoch sind die Informationen mit Vorsicht zu genießen, konzentrieren sich die Vorwürfe doch nur auf einen Teil der Frankfurter NPD, während ein „anderer Teil“ ausgeblendet bleibt. So mag man den falschen Eindruck gewinnen, als gäbe es eine „gute“ und eine „böse“ NPD, ungeachtet dessen, dass die NPD ohne wenn und aber eine neonazistische, rassistische und antisemitische Partei ist, in der es allenfalls verschiedene Flügel mit unterschiedlichen strategischen Optionen gibt. Auch verwundert, dass Jörg Krebs aus der Kritik ausgeblendet bleibt, denn gerade an ihm gibt es von Seiten der hiesigen Parteibasis seit längerer Zeit schon harsche Kritik. Krebs gilt als sozial inkompetent, sein Auftreten als selbstgefällig und herrschsüchtig, er wird der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden (welchen auch immer…) bezichtigt und vor seinen angeblich verwerflichen sexuellen Neigungen werden Neuinteressenten der Partei ausdrücklich gewarnt.

Für den 20. Oktober und für den kommenden Wahlkampf scheinen die konkurrierenden Flügel der Rhein-Main-NPD nun einen Burgfrieden geschlossen zu haben. Der in der Partei zunehmend isolierte Jörg Krebs, der noch am 7. Juli dem Skandal-Aufmarsch in Frankfurt gänzlich ferngeblieben war, ist am 20. Oktober sogar als Redner vorgesehen. Mal sehen, wer ihn beklatscht…

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