Frankfurter Zustände. Polizei, Gerichte und Stadtverwaltung auf dem Weg in den Polizeistaat

Die Aktionen der Behörden auf die Blockupyproteste waren nicht „überzogen“. Dieses Adjektiv verschleiert die skandalöse Wirklichkeit. Sie waren der ernstgemeinte, konzertierte Versuch der Unterdrückung von Opposition. Der eigentliche Grund wurde von den Vertretern der Stadt vor Gericht klar benannt: Man wolle zeigen, dass man die Sicherheit des Finanzstandortes Frankfurt gewährleiste. Hierzu war jedes Mittel recht. Auch die faktische Aufhebung von Bürgerrechten. Weiterlesen „Frankfurter Zustände. Polizei, Gerichte und Stadtverwaltung auf dem Weg in den Polizeistaat“

Solidarität mit Blockupy – alle auf die Straße!

Durch das komplette Verbot von sämtlichen Blockupy-Aktionen in den Tagen vom 16. – 19. Mai haben der schwarzgrüne Magistrat Frankfurts und das Hessische Innenministerium unter Boris Rhein (CDU) das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit für ganze Tage praktisch außer Kraft gesetzt. Mehrere Hundert Menschen aus der gesamten Republik haben schriftliche „Aufenthaltsverbote“ für das gesamte Stadtgebiet erhalten. Durch die Ankündigung des Verkehrsverbunds VGF, den Zugang zur Frankfurter Innenstadt durch die Stillegung einer Reihe von U- und S-Bahnhöfen sowie Straßenbahnlinien soll dem demokratiefeindlichen Verbot des Magistrats technische Hilfe geleistet werden. Für die ganze Stadt wird so ein Klima des Ausnahme- und Belagerungszustands erzeugt.
Die Anti-Nazi-Koordination Frankfurt erklärt sich trotz bleibenden politischen Dissenses mit der Führung im Occupy-Camp an der EZB und kritischen Fragen an das Blockupy-Konzept sowohl mit dem von der Räumung bedrohten Camp als auch mit allen angemeldeten Blockupy-Aktionen voll und ganz solidarisch.
Wir rufen alle antifaschistischen AktivistInnen der Stadt auf, sich an den Aktionen aktiv zu beteiligen, besonders an der angekündigten Blockade der EZB und dem „Fluten“ des Bankenviertels am Freitag, 18. Mai:
Treffpunkt für AntifaschistInnen: Opernplatz, 06:00 Uhr morgens.
Bedenkt für die Anreise, daß die U- und S-Bahnen vermutlich nicht fahren werden!

Diskussion neuer Schwerpunkte erforderlich?

Auch wenn die politischen und gesellschaftlichen Probleme, auf die die Grundsatzerklärung der ANK sich bezieht, sich keineswegs entscheidend verändert haben, diskutiert die ANK in den kommenden Wochen neue Probleme. Hier einige mögliche Punkte:

  • die sich verfestigende Präsenz eines großen Zentrums der faschistischen „Grauen Wölfe“ in Frankfurt Griesheim erfordert eine entschiedene Reaktion
  • die inzwischen auf dem Tisch liegenden Fakten zur Terrorzelle „Nationalsozalistischer Untergrund“ erfordern einen neuen Fokus auf die Problematik der aktiven staatlichen Unterstützung von Nazistrukturen
  • die „sächsischen Verhältnisse“ und die sich daraus ergebenden staatlichen Verhaltensweisen gegenüber Aktionen Zivilen Ungehorsams werfen die Frage auf, wie antifaschistische Aktionsformen der Zukunft aussehen sollten
  • mit Joachim Gauck ist ein verdienter Kommunistenjäger designierter künftiger Bundespräsident, der selber auch über große Nähe zu sozialreaktionären und nationalen Positionen verfügt, weshalb er auch in der neu-rechten „Jungen Freiheit“ mit den Worten „Wir sind Präsident“ als deren Kandidat gefeiert wird.  Das dürfte kaum ein Zufall sein. Was bedeutet das für unsere Arbeit? Und wie stehen wir zu Kandidatur von Beate Klarsfeld, die nicht nur als Kiesinger- und Nazijägerin bekannt ist, sondern auch für ihre Ablehnung von Arbeitszeitverkürzung und Mindestlöhnen sowie ihre Befürwortung eines Nuklearkriegs gegen Iran?

Hierzu diskutiert die ANK in den kommenden Wochen. Eine Rolle werden sicherlich auch die für den kommenden Mai angekündigten Massenaktionen gegen die EZB in Frankfurt spielen. Wir laden alle interessierten Antifaschist_innen ein, sich an unsere Diskussion und gegebenenfalls weitere oder andere Punkte zu beteiligen.

28.1.2012: erfolgreiche Demonstration gegen Nazis und Verfassungsschutz

In Frankfurt am Main demonstrierten rund 700 Personen aus einem breiten antifaschistischen Spektrum gegen die staatliche Unterstützung für Nazis. In Redebeiträgen wurde die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Bekämpfung von Neonazis betont und im Zuge dessen zur erneuten Verhinderung des Naziaufmarschs in Dresden aufgerufen. Des Weiteren wurde sich gegen staatlichen Rassismus und die „Extremismus“-Doktrin gewendet. Weiterlesen „28.1.2012: erfolgreiche Demonstration gegen Nazis und Verfassungsschutz“

Frankfurt/Main, 1. Mai 2013: Nazis gemeinsam entschlossen blockieren!

Gemeinsam mit anderen Aktivist*innen des Antifaschistischen Ratschlags Rhein-Main setzen wir die Arbeit zur Mobilisierung gegen die von Nazis zum 1. Mai 2013 angekündigte Kundgebung an der EZB  fort.
[update: das nächste Treffen findet am Mittwoch, 24. April, 19 Uhr im Türkischen Volkshaus statt.]
Der Antifaschistische Ratschlag arbeitet auf der Basis seines Aufrufs zur Verhinderung des Naziaufmarschs zusammen.
Dieser Aufruf wird inzwischen von über 100 Organisationen und Gruppen, Parteien und Initiativen des Rhein-Main-Gebiets unterstützt (PDF: Aufruf 1.Mai mit UnterstützerInnen Stand 5.März).
Die Liste der Unterstützer*innen wächst ständig weiter. Sie wird hier täglich aktualisiert aufgeführt.
Damit handelt es sich schon jetzt um das seit vielen Jahren breiteste antifaschistische Aktionsbündnis der Region, das Einzelgewerkschaften des DGB, Parteiorganisationen der DKP, der GRÜNEN, der LINKEN und der SPD, migrantische, ökologische, antifaschistische und antirassistische Initiativen, Bündnisse wie die Interventionistische Linke, anarchistische und kommunistische Gruppierungen und viele andere umfasst.

Es haben sich Arbeitsgruppen zu verschiedenen Aspekten der Arbeit konstituiert, die eigenständig arbeiten.

[update2: ein erster Probelauf für die derzeitige Handlungsfähigkeit des Bündnis wird der 29. März in Bruchköbel sein.]

[update3: es werden zwei Aktionstrainings stattfinden:
14.4 und 28.4, jeweils von 13 – 19 Uhr im Festsaal des Studierendenhauses der Goethe-Universität (Campus Bockenheim), 1. Obergeschoss.

Alle AntifaschistInnen sind auf der Basis von Aufruf, Aktionskonsens und Arbeitsgrundlage (siehe unten) zur Mitarbeit willkommen!

Vorgeschichte: Weiterlesen „Frankfurt/Main, 1. Mai 2013: Nazis gemeinsam entschlossen blockieren!“

Aktionen gegen die NSU-Morde und die Verwicklung des staatlichen Sicherheitsapparats in den Naziterror

Die nächsten Aktionen im Zusammenhang der NSU-Morde und für die Mobilisierung des erneut bevorstehenden europaweiten Naziaufmarschs in Dresden, Februar 2012 sind: Weiterlesen „Aktionen gegen die NSU-Morde und die Verwicklung des staatlichen Sicherheitsapparats in den Naziterror“

Prozess gegen Katinka mit Vergleich beendet

Der polizeiliche Angriff gegen eine Frankfurter Antifaschistin liegt nun mehr als vier Jahre zurück: am 20. Oktober 2007 hatte Katinka Poensgen, Frankfurter Antifaschistin und eine der Sprecher_innen der ANK, während einer Nazidemo einen Polizeibeamten aus Notwehr in den Daumen gebissen.
Das Ergebnis dieses Zwischenfalls: eine zivilechtliche Auseinandersetzung des Landes Hessen mit Katinka, die sich bin vor wenigen Wochen hinzog, und in der es um den Ersatz für einen einwöchigen Arbeitsausfall des gebissenen Beamten ging, welchen dieser durch die Notwehrhandlung von Katinka erlitten haben soll. Keinerlei Rolle spielten in diesem Zusammenhang die Mißhandlungen, die Katinka bei der Festnahme über sich ergehen lassen mußte (Protokoll der Ereignisse). Nachdem Katinka deshalb in erster Instanz zu einer Zahlung von über 1300 Euro Verdienstausfall verurteilt worden war, ging sie in Berufung.
Dort einigten sich nun das klagende Land Hessen und die angeklagte Antifaschistin auf einen Vergleich: beide Seiten zahlen 650 Euro.
Es ist einerseits zu begrüßen, daß der Vorgang damit nun endlich abgeschlossen ist. Betrachtet man das Urteil genauer stellt sich auch durchaus heraus, daß das Land Hessen nicht alle seine Forderungen durchsetzen konnte und durch den Wegfall der Gerichtskosten für beide Seiten sowie durch die Tatsache, daß das Gericht dem Antrag des Landes auf Zahlung von Zinsen durch Katinka  nicht Folge leisten wollte, im Grunde sogar weniger als die Hälfte seiner Forderungen erstritten hat.
Politisch wiegt allerdigns die Tatsache schwer, daß das überharte und vor allem in der Sache nach unserer Ansicht in nichts begründete Vorgehen eines Beamten der Bereitschaftspolizei Hessen straflos blieb und zwei Instanzen der Frankfurter Justiz nach unserer Beobachtung keinen großen Eifer in die eigentlich recht eindeutigen Sachverhalte des 20. Oktober setzen wollten:

  • Wie kann es sein, daß der Polizeibeamte nach seiner Aussage eine so heftige Bisswunde davontrug, daß er eine Woche lang nicht zum Dienst erscheinen konnte, wenn ihm die Uniklinik als einziges Heilmittel Voltaren-Salbe verabreichte – ein Medikament, das ausdrücklich nicht auf offene Wunden gelangen darf?
  • Wieso wurde der Beamte am 20. Oktober 2007 in der Uniklinik am Knie geröntgt, woer doch vor Gerict behauptete, am Schienbein verletzt worden zu sein (wörtliche Aussage hierzu: „ich bin Sportler, und bei mir reicht das Schienbein bis zum Knie„)?
  • Wie konnte er am 20.10.2007 auf dem Polizeipräsidium aussagen und nicht zu Protokoll geben, dienstunfähig zu sein?
  • Wie kann es sein, daß er sich heute nicht mehr erinnern kann, wie er am Abend des 20. Oktober 2007 in seinen weit entfernten Heimatort gelangte?
  • Warum wurde er erst Tags darauf von seinem Hausarzt, nicht aber zuvor von dem behandelnden Arzt der Uniklinik auf einem Rezeptblock krankgeschrieben?

All diese und eine Reihe weiterer Fragen bleiben ungeklärt, deren politisch schwerwiegendste lautet:
Warum wurde der eindeutige Angriff eines Polizeibeamten auf die Versammlungsleiterin einer ordnungsgemäß angemeldeten Versammlung – eine Straftat nach §21 des Versammlungsgesetzes – vom Gericht nicht den Tatsachen entsprechend bewertet?

Ist der Ausgang des Prozesses also materiell erträglich, so bleibt das Ereignis selbst und seine juristische „Aufarbeitung“ durch die Fankfurter Justiz aus antifachistischer Sicht ein bezeichnender Vorgang, der sich politisch in die sich seit Jahren immer deutlicher abzeichnende Tendenz einordnet, Aktionen zivilen Ungehorsams zu kriminalisieren und ihre deutlich sichtbaren Exponent_innen durch juristische Verfolgung einzuschüchtern.

Hiergegen scheint derzeit kein juristisches Vorgehen möglich zu sein – die gebühende Antwort darauf kann also nur auf der politischen Ebene erfolgen. Wir arbeiten daran.

Pressemitteilung von „Giessen bleibt Nazifrei“ zum 16. Juli

Das Bündnis „Giessen bleibt Nazifrei“ hat unter dem Titel „Blockaden gescheitert – Stadt und Polizei hofieren Neonazis – „Giessen bleibt bunt“ entsolidarisiert sich“ eine Pressemitteilung zum Nazi-Aufmarsch am 16. Juli veröffentlicht, die wir nachfolgend dokumentieren:
Weiterlesen „Pressemitteilung von „Giessen bleibt Nazifrei“ zum 16. Juli“

Nazis in Gießen behindert, nicht verhindert: Polizeieinsatz setzt Nazi-Aufmarsch durch

Der übersichtliche Aufmarsch von 113 Nazis am 16. Juli in Gießen wurde durch den direkten Protest von über 1.500 antifaschistischen GegendemonstrantInnen des Bündnisses „Giessen bleibt Nazifrei“ derart behindert, daß er stark verkürzt werden mußte, gänzlich verhindert wurde er angesichts des massiven Polizeieinsatzes von 3.500 Polizisten nicht. Wie zuletzt in Bergen-Enkheim galt auch in Gießen: ohne Polizeieinsatz – kein Nazi-Aufmarsch!
Unter dem Hashtag #Ginazifrei lassen sich die gesammelten Kurznachrichten des Live-Tickers der ANK während des Tages auf identica nachlesen.

Nächste Runde: Prozess gegen Katinka Poensgen in der zweiten Instanz

Am kommenden Donnerstag, 30.6., geht der Prozeß gegen Katinka Poensgen, Sprecherin der Anti-Nazi-Koordination, in die zweite Instanz. Gegenstand ist noch immer der Notwehr-Daumenbiß, mit dem Katinka sich am 20.10.2007 gegen einen polizeilichen Übergriff gegen sie als Versammlungsleiterin einer antifaschistischen Kundgebung gewehrt hatte. Erstinstanzlich hatte das Amtsgericht Frankfurt die Antifaschistin in einem Zivilprozeß zur Zahlung des einwöchigen polizeilichen Verdienstausfalls in Höhe von 1300,- Euro verurteilt. Das will Katinka nicht hinnehmen. Am Donnerstag geht’s darum weiter. Alle AntifaschistInnen, die Katinka durch ihre Präsenz im Gerichtssaal den Rücken stärken könen, sind sehr willkommen. Wir treffen uns im Gerichstgebäude B, Raum 337.