Nazis, Exekutive und Antifaschismus im Rhein-Main-Gebiet. Überlegungen und ein Vorschlag

Hans Christoph Stoodt (ANK) hat seine Beobachtungen zur antifaschistischen Mobilisierung gegen die „Deutschland-Tour“ der NPD veröffentlicht. Er schlägt vor, im Herbst 2012 einen Antifaschistischen Ratschlag in der Region durchzuführen, um:
– zu diskutieren, wie der Stand der Dinge ist, wo Stärken und wo Schwächen der derzeitigen antifaschistischen Mobilisierung zu sehen sind
– zu überlegen, was verbessert werden kann
– sich gemeinsam auf die für den 1. Mai 2013 in Frankfurt angekündtigte NPD-Demonstration vorzubereiten.

Link zum Artikel

Verfassungsschutz: folgt Eisvogel auf Fromm? Da fällt uns doch was ein ….

Heinz Fromm ist als Präsident des Verfassungsschutzes zurückgetreten. Das war seine Konsequenz aus der vorzüglichen Kooperation seiner Behörde mit dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), sowie den behördlichen Vertuschungsversuchen dazu. Nun fragt sich: bleibt alles genauso oder wird alles, wie es war? Sollte sein Stellvertreter Dr. Alexander Eisvogel ihn beerben ist für Kontinuität in der Amtsführung gesorgt. Eisvogel konnte schon vor etlichen Jahren schießende Nazis erst dann erkennen, wenn ihn das Schweizer Fernsehen, die Antifa Bern oder Frankfurt Antifaschist_innen darauf hinwiesen. Dann aber gab er, bis zum äußersten entschlossen, kund: das werden wir künftig genauer beobachten!

Der dritte Mann des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) – ein Anruf genügt…

Wolf Wetzel hat in einem aktuellen Artikel anlässlich der jüngsten Ereignisse rund um den Rücktritt des VS-Präsidenten zusammenfassend zu den derzeit bekannten Fakten um die Kooperation von Verfassungsschutz (VS) und NSU gemeinsam mit einem Kommentator der gewiss nicht linksradikalen Frankfurter Rundschau die Frage gestellt: „Was hindert uns daran, von Staatsterrorismus zu reden?“  Seine Antwort: „Die Faktenlage jedenfalls nicht“.

Der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz/BfV Heinz Fromm ist zurückgetreten. Er wußte warum: die Behauptung, sein Referatsleiter habe eigenmächtig Akten vernichtet, die zur Aufklärung der NSU-Morde bedeutungslos sind, hätte nicht lange überlebt.

Ein Leitender Beamter riskiert nicht seinen Job, um bedeutungslose Akten zu vernichten. Ein Referatsleiter handelt nicht eigenmächtig, wenn er die Generalbundesanwaltschaft und den Untersuchungsauschuss belügt.

Würden die Akten aus der Operation „Rennsteig“ belegen können, dass der Verfassungschutz keine heiße Spur, keine (V-Mann-)Kontakte zu den ehemaligen Mitgliedern des Thüringer Heimmatschutzes/THS hatte, hätte man sie vorgelegt, den embedded Medien zugesteckt, wie ein Alibi herumgereicht.

Denn nichts fehlt in dieser Aufklärungsposse mehr, als ein Beweis, dass die Verfolgungsbehörden keine Ahnung hatten, wo sich die abgetauchten NSU-Mitgliedern aufhielten, was sie in den vielen Jahren des Untergrundes machten.

Hätte vor ein paar Monaten jemand behauptet, dass zur ›Aufklärung‹ der neonazistischen Mordserie Akten vernichtet, wichtige Erkenntnisse unterschlagen, Untersuchungsausschüsse belogen werden, Leitende Beamte des Bundesamtes für Verfassungsschutz Falschaussagen machen, wäre er als Verschwörungstheoretiker lächerlich gemacht worden. Wenn vor Monaten jemand behauptet hätte, dass die verschiedenen Geheimdienste nicht dilettantisch, sondern perfekt zusammengearbeitet hatten und über ausgezeichnete Kontakte zum neonazistischen Thüringer Heimatschutz/THS verfügten, also zu Mitgliedern der daraus hervorgegangenen Terror-Gruppe ›NSU‹, wäre ihm Gleiches widerfahren.

Jetzt sind diese berechtigten Annahmen gerichtsverwertbar: Zwischen den Jahren 1997 und 2003 waren der Thüringer und Bayerische Verfassungsschutz, das Bundesamt für Verfassungsschutz/BfV und der Militärische Abschirmdienst/MAD, die Crème de la Crème der Geheimdienste, an der ›Operation Rennsteig‹ beteiligt. Das Ziel dieser koordinierten Aktion war eindeutig: »Im Rahmen der operativen Zusammenarbeit des BfV mit dem LfV Thüringen und dem MAD unter der Bezeichnung ›Rennsteig‹ von 1997 bis 2003 hat das BfV … Werbungsfälle mit THS-Bezug eröffnet, aus denen … erfolgreiche Werbungsmaßnahmen resultierten.« (Schreiben des BfV an den Generalbundesanwalt vom Dezember 2011, FR vom 16.6.2012)

Der Erfolg konnte sich sehen lassen: »Demnach war fast jeder zehnte Aktivist in der damaligen Neonazi-Vereinigung ein Spitzel des Verfassungsschutzes.« (http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/politik/artikel/jeder-zehnte-neonazi-war-v-mann/800850/jeder-zehnte-neonazi-war-v-mann.html)

Die Frage also, ob die beteiligten Geheimdienste problemlos den drei Mitgliedern der NSU in den ›Untergrund‹ folgen konnten, ob eine/r von ihnen gar zu den »erfolgreichen Werbungsmaßnahmen« zählte, könnten die Akten beantworten, die nun vernichtet wurden. Würden die Akten die bisherige Legende beweisen können, man habe die Spur zu den abgetauchten NSU-Mitgliedern verloren, wären sie nicht vernichtet worden!

Angesichts dieses organisierten und kriminellen Vorgehens vonseiten der Verfolgungsbehörden sind die Fragen der FR von auffallender, fortgesetzter Naivität:

»Gibt es Verbindungen zu Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe? Waren Mitglieder des Trios womöglich V-Leute? Haben sie Geld vom Verfassungsschutz erhalten? Hat das Bundesamt die Mörder sogar geschützt?«

Im Folgenden trage ich alle Indizien und Fakten zusammen, die bis heute an die Öffentlichkeit gelangt sind, um auf zwei der vier gestellten Fragen (Frage 1 und 4) mit einem sicheren ›Ja‹ zu antworten. Weiterlesen „Der dritte Mann des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) – ein Anruf genügt…“

Aufruf zur Vorbereitung einer Aktion rund um den Prozessauftakt gegen den NSU

Mit „Kuddl Schnööf“ ist ein gerade veröffentlichter Aufruf unterzeichnet, in dem Antifaschist_innen aufgefordert werden: „Heraus zu einer Protestmanifestation anlässlich der Eröffnung des NSU-Strafprozess„.

Der siebenseitige Text fasst den Ermittlungsstand aus antifaschistischer Sicht zusammen und kritisiert denjenigen der Behörden: „Lässt man dem Willen der Generalbundesanwaltschaft politisch freien Lauf, dann besteht begründet zu befürchten, dass in dem NSU-Strafprozess ein gesellschaftspolitischer Bezug , gar Hintergrund in dieser ganzen auf ordinäre Kriminalität heruntergebrachten Causa NSU ausschleisslich in Bezug auf eine Gruppe zur Sprache gebracht werden wird, die damit nun definitiv überhaupt nichts zu tun hat: die Rote Armee Fraktion (RAF)“. Die anhaltend starke Extremismusdoktrin gibt hier den Kurs vor.“

Text des Aufrufs: NSU_Anklage_Protest

Aufenthaltsverbot für schwarz-grün-gelb

Aufenthaltsverbot für die schwarz-grüne Stadtregierung Frankfurt und die schwarz-gelbe Landesregierung

 Sehr geehrte Mitglieder der Stadtregierung in Frankfurt a.M. und der hessischen Landesregierung in Wiesbaden,

in obiger Angelegenheit ergeht folgende Verfügung:

  1. Ihnen wird bis auf weiteres der Aufenthalt in dem aus beiliegender Karte ersichtlichem Bereich des Stadtgebiets Frankfurt am Main verboten. Die Karte ist Bestandteil der Verfügung.
  2. Für Ziffer 1 dieser Verfügung wird die sofortige Vollziehung angeordnet.
  3. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung wird die Anwendung unmittelbaren Zwangs und darüber hinaus ein Zwangsgeld von 20.000 €, bei Uneinbringlichkeit Anordnung von Ersatzzwangshaft, angedroht.

Begründung:

 Sie sind gemeinschaftlich während der Blockupy-Tage vom 16. – 19. Mai 2012 in Frankfurt am Main gewalttätig in Erscheinung getreten. Nach vorläufigen Schätzungen beläuft sich der von Ihnen zu verantwortende Sachschaden auf über 20 Millionen Euro. Weiterlesen „Aufenthaltsverbot für schwarz-grün-gelb“

Zum Gedenken an die Opfer des faschistischen Brandanschlags von Solingen 1993

Auch in diesem Jahr trafen sich wieder zahlreiche Menschen am Hülya-Platz in Frankfurt-Bockenheim, um der Ermordung von fünf Menschen durch Nazis am 29. Mai 1993 zu gedenken. Dabei erinnerte ein Redner der ANK in seinem Redebeitrag zugleich an die eng verwandten Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ und schlug einen Bogen von der nazitoleranten Politik deutscher Behörden bis zu den massenhaften Rechtsbrüchen von Behörden und Exekutive im Zusammenhang der Blockupy-Aktionstage.

Rede:

29. Mai 1993: Nie vergessen – gemeinsam handeln!
Zum Gedenken an die Opfer des faschistischen Brandanschlags in Solingen

Liebe Freundinnen und Freunde,

erneut, wie schon in den vergangenen Jahren, stehen wir heute hier zusammen, um der Opfer des faschistischen Brandanschlags von Solingen am 29.Mai 1993 zu gedenken. Weiterlesen „Zum Gedenken an die Opfer des faschistischen Brandanschlags von Solingen 1993“

Blockupy – erfolgreich gescheitert? Ein Diskussionsbeitrag von Wolf Wetzel

Auf dem Weg nach Baku (über Frankfurt)

Vom 16. – 19. Mai 2012 fanden in Frankfurt die Blockupy-Tage statt. Was Blockupy nicht gelang, übernahm die Polizei: Sie legte das gesamte Banken- und Geschäftsviertel lahm, einschließlich zahlreicher Grundrechte.

Die Stadt Frankfurt hob »im Rahmen einer präventiven Notstandsverordnung das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit für weite Teile des Stadtgebiets« (FAS vom 20.5.2012) auf, um es vor jenen zu schützen, die es während der Blockupy-Tage vom 16. – 19. Mai 2012 in Anspruch nehmen wollten. Kundgebungen, Kulturprogramme, Camps, auch die Demonstration am Samstag sollten verboten werden. Nicht nur die BILD-Zeitung nahm die Ankündigung vom ›Fluten‹ dermaßen wörtlich, dass sie es sich nicht nehmen ließen, den Main über die Ufer treten zu lassen, bis die Innenstadt unter Wasser stand. Dermaßen im Fieber des Ausnahmezustands wollte auch die scheidende Oberbürgermeisterin Petra Roth – in der Stunde der Gefahr und des drohenden Unterganges – dabei sein: »Ich kann die Stadt in diesen Tagen nicht alleine lassen« – und sagte ihre letzte Auslandsreise ab. Obwohl viele damit rechneten, dass die damit befassten Gerichte dem schwarz-grünen Horrortrip nicht folgen werden, taten sie genau dies weitgehend: Bis auf die Demonstration am Samstag bestätigten sie alle Verbotsverfügungen. Dabei lagen sie auf der Linie, die sie bisher in vielen Urteilen vertreten hatten: Alles, was die Demokratie bereichert, ohne den Geschäftsbetrieb zu stören, muss erlaubt sein. Alles, was den Kapitalfluss stören könnte, muss verboten werden. Weiterlesen „Blockupy – erfolgreich gescheitert? Ein Diskussionsbeitrag von Wolf Wetzel“

Das Allerletzte… Polizeivize Bereswill und die Kritik am Kapitalismus

„Polizeivize Bereswill hatte zudem erklärt, die Polizei werde bei kapitalismuskritischen Demonstrationen künftig ‚grundsätzlich nicht mehr von deren Friedlichkeit ausgehen‘ “. FR.

Das beweist erneut: man kann sich seine Gegner nicht immer aussuchen. Denn manchmal ist es auch umgekehrt.

„Frankfurt auf dem Weg in den Polizeistaat“ – Pressekonferenz am 25.5.2012

Am 25.5.2012 fand im Büro der LINKEN Frankfurt eine Pressekonferenz statt, die sich mit den Grundrechtseinschränkungen und Rechtsverstößen von Polizei und Behörden sowie mit den vorliegenden Urteilen des Verwaltungsgerichts Frankfurt, des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs sowie des Bundesverfassungsgerichts beschäftigte, zu denen es während der Blockupy-Aktionstage kam.
Dabei sprachen Rechtsanwältin Dr. Natalie Krieger, die das Blockup-Bündnis juristisch in der Frage der Versammlungsverbote vertrat undRechtsanwalt  Markus Künzel, der über die juristischen Auseinandersetzung im Zusammenhang der Hunderte Aufenthaltverbote berichtete.
Stephan Kranich und Hans Christoph Stoodt sprachen für die Anti-Nazi-Koordination und bekräftigten die Position der ANK, beim Verhalten der Behörden und der Polizei habe es sich um polizeistaatliche Maßnahmen und nicht um „überzogenes“ Handeln aufgrund falscher Gefahrenprognosen gehandelt, wie es derzeit weitgehend dargestellt wird.

Wir sind viel mehr gemeinsam der Auffassung: das Beschreiten eines polizeistaatlichen Wegs mit erheblichen Grundrechtsverletzungen und Rechtsverstößen von Polizei und Behörden, unterstützt durch die Gerichte und flankiert durch eine über lange Zeit völlig unkritische Medienlandschaft  richtete sich bewußt und kalkuliert gegen ein sozial und politisch breit aufgestelltes Bündnis genau darum, weil es diese Breite hatte, die offenbar als gefährlich eingeschätzt wurde.  Weiterlesen „„Frankfurt auf dem Weg in den Polizeistaat“ – Pressekonferenz am 25.5.2012″

Blockupy Frankfurt: ein großer Erfolg gegen eine absurde staatliche Blockade.

Überlegungen zu den Blockupy-Aktionstagen
(update: weitere Einschätzungen auf http://www.antifa-frankfurt.org/)

1. Die Aktionen von Blockupy Frankfurt sind ein großer kommunikativer Erfolg. Innerhalb weniger Tage ist es den Akteuren gelungen, gegen wochenlange Medienhetze, staatliche und gerichtliche Verbote die Stimmung der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung  weitgehend zu drehen. Weiterlesen „Blockupy Frankfurt: ein großer Erfolg gegen eine absurde staatliche Blockade.“