Messer-Attentat auf Frankfurter Rabbi

In Frankfurt ist am Freitagabend, 7. September, Rabbi Zalman Gurevitch, Angehöriger der jüdischen Gemeinschaft Chabad Lubavitch Frankfurt, von einem Mann zunächst angesprochen, dann beschimpft und schließlich mit einem Messer angegriffen worden, nachdem der Täter gerufen haben soll: „Ich bring dich um du Jude!“ (Informationen: HR, FAZ, NPD-Blog.info, Bild: Phantombild des Täters).

Ob es sich dabei um eine gezielt antisemitische Tat handelt kann damit nicht mehr die Frage sein. Zuerst hatte es rotutinemäßig geheißen: „wir ermitteln in alle Richtungen“ (und wissen erst mal gar nicht, was wohl dahinterstecken könnte, wenn ein Mann, der schon an seiner Kleidung als orthodoxer Jude zu erkennen ist, von einem ihm Unbekannten mit dem Messer angegriffen wird). Möglich wäre vielleicht ein Zusammenhang mit der bevorstehenden Feier zum 100. Jahrestag der Einweihung der ehemals größten Synagoge Frankfurts in der Friedberger Anlage.

[UPDATE 1; 9.09.2007 tagesschau.de:
„Angriff auf Rabbi offensichtlich antisemitisch motiviert„.
Weitere Details bei Hagalil]
[UPDATE 2: Nazis begrüßen das Attentat im Internet: Im faschistischen Internet-Forum „Altermedia“ häufen sich derzeit die zustimmenden Kommentare zum Attentat. Dort kann man neben anderen hier nicht zitierfähigen Unverschämtheiten zum Beispiel lesen (Orthographie und Interpunktion wie im Original): „Die Juden sind – sehr überproportional zu ihren Bevölkerungsanteil – in der ersten Reihe derer zu finden, die uns eine multikulturelle Gesellschaft verordnen wollen, wobei sie pseudogeschichtliche Gründe heranziehen. Die “südländischen” Massen sollen dabei die Umvolkung Deutschlands vollstrecken. Das alles wird auch von den Juden in Deutschland gezielt angestrebt oder billigend hingenommen. Warum sollte ich es nun bedauern, wenn eine der Nebenwirkungen dieser Politik nun Anschläge wie dieser sind? Sehr interessant das dies nur “spontan” erfolgte. Wie wird das dann in Zukunft aussehen wenn diese “Neudeutschen” geplant mit ihren jüdischen Förderern abrechnen?“]

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, erklärte vorgestern laut einer Meldung des HR, „angesichts der sich häufenden Gewaltakte gegen Minderheiten hierzulande müsse man sich fragen, ob die Diskussion um No-go-Areas zwischenzeitlich nicht auch auf andere Teile in der Bundesrepublik als nur den Osten ausgeweitet werden müsse„.

Die Anti-Nazi-Koordination verurteilt diesen gestrigen Akt der schweren Körperverletzung scharf und ruft zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Frankfurts auf. Wir rufen alle AntifaschistInnen auf, sich künftig noch massiver und konsequenter gegen alle Formen die Antisemitismus zur Wehr zu setzen.
Wir erinnern daran, daß am vergangenen 7. Juli auf Frankfurter Straßen Rufe wie „Juden raus von deutschen Straßen“, „BRD – Judenstaat, wir haben dich zum Kotzen satt“ und andere Ungeheuerlichkeiten aus den Reihen der NPD und ihrer Sympathisanten skandiert werden konnte, ohne daß die direkt daneben stehenden PolizeibeamtInnen eingeschritten wären. Dies sei, so eine schriftlich vorliegende Zeugenaussage, auf Anweisung der Staatsanwaltschaft so geschehen.

Wichtig ist uns, genau in diesem Zusammenhang auch darauf hinzuweisen: gerade wenn, wie es zunächst allenthalben hieß, diese Tat nicht geplant, sondern „spontan“ verübt worden sein sollte, bringt sie noch viel grausamer und eindringlicher zu Bewußtsein, wie sehr Antisemitismus jeglicher Couleur Bestandteil des gesellschaftlichen Klimas in Frankfurt ist.

Die Betroffenheit staatlicher VertreterInnen angesichts des gestrigen Anschlags wäre für uns glaubwürdiger, würde gegen jede Äußerung des Antisemtismus so konsequent vorgegangen, wie es angesichts der öffentlichen Hetze durch die neofaschistische NPD dringend erforderlich wäre.
In Frankfurt hat die staatliche Exekutive vor wenigen Monaten auf drastische Weise gezeigt, daß es ihr am Willen dazu in erheblichem Maße fehlt.