Fotos und Erlebnisberichte zum Anti-Nazi-Protest und Polizeieinsatz am 20. Oktober

20.10. Frankfurt a.M. (24) - Anti-NPD-Nazi-Proteste In Kommentaren und Mails erreichen die Anti-Nazi-Koordination täglich etliche Fotos und Berichte, Erfahrungen und Anfragen, die wir nach Möglichkeit zu beantworten versuchen oder entsprechend weiterleiten oder auf unserer Homepage dokumentieren. Wie nach dem Nazi-Aufmarsch am 7. Juli ist das Bedürfnis, das Erlebte mitzuteilen und mit anderen auszutauschen, sehr groß, eine umfassende Aufarbeitung der Ereignisse insbesondere angesichts des martialischen und unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes geboten. In Auszügen dokumentieren wir hier einige Berichte, Briefe oder Mails (die Auflistung wird fortlaufend ergänzt und erweitert), auch weiterhin sind wir an entsprechenden Erlebnisberichten und Fotos vom 20.10. interessiert, insbesondere über die Ereignisse an der Breitenbachbrücke und in Alt-Hausen.

=> bisher auf der Seite der Anti-Nazi-Koordination veröffentlicht:

=> Fotos vom 20. Oktober 2007

=> Zusammen e.V. Stadtteilprojekt Rödelheim

=> Presseschau zum 20.10. – NPD-Nazi-Aufmarsch und Polizeieinsatz

=> einige Auszüge aus Mails, Berichten, Briefen oder Kommentaren

1.) „Meinen 15jährigen Sohn hat man zusammen mit etwa 20 anderen Jugendlichen Höhe Emser Brücke abgefangen, festgehalten und dann zum Polizeipräsidium transportiert.
Während der ganzen Zeit wurde ihm verwehrt, uns anzurufen bzw. wir wurden auch von der Polizei nicht informiert- was selbstverständlich Pflicht gewesen wäre…
Noch dazu wurde mein Sohn einer Leibesvisitation unterzogen, d.h. er musste sich komplett (!!) ausziehen und sich untersuchen lassen. Hier fragen wir uns natürlich nach der rechtlichen Grundlage, …“

2.) „… Wie Hunderte andere habe auch ich versucht auf die von der FR vom Samstag auf Seite D3 angekündigte Kundgebung zu gelangen. Leider wurde uns das durch Polizei und Stacheldrahtabsperrungen unmöglich gemacht.
Die Breitenbachbrücke blieb den ganzen Tag gesperrt und die Unterführung im BUGA-Gelände war geschlossen. Wie hätte man zu der Veranstaltung kommen können oder warum wurde es verboten die Veranstaltung zu besuchen?“

3.) „…ich beschwere mich hiermit über den in der Größenordnung unverhältnismäßigen,‭ in der Vorgehensweise teilweise brutalen und in der politischen Wirkung auf Zivilcourage zeigende Bürgerinnen und Bürger unsensiblen und arroganten Polizeieinsatz am 20.10.2007 anlässlich der NPD-Demo in Frankfurt-Hausen. […]
‭Was soll das brutale Eingreifen in den Demonstrationszug in Alt-Hausen?
‭Der Einsatzleiter begründete dies vor Ort noch mit der Vermummung eines Demonstrationsteilnehmers. Warum konnten unzählige NPD-Demonstranten am 07.07.2007 vermummt marschieren, ohne dass die Polizei eingegriffen hätte oder dass zumindest im nach hinein diese dokumentierten Verstöße eingeräumt worden wären?

‭Was soll die Sichtblockade an der Polizeisperre Ludwig-Landmann-Strasse in 300m Entfernung zur NPD-Demonstrationsroute?
‭Die Gegendemonstranten waren dort fast 2 Stunden friedlich gestanden, um zumindest verbal und per Blickkontakt der NPD-Demo entgegentreten zu können. Warum wurden dann noch die Polizeifahrzeuge so in Position gefahren, damit auch die letzte Möglichkeit der „Konfrontation“ genommen wurde? Dies ist eine in höchstem Maße unsensible, arrogante und unnötige Machtdemonstration gegenüber Demonstranten, die offensichtlich einsehen mussten, ihr Ziel der Streckenblockade nicht zu erreichen.

‭Was soll dieser Polizeieinsatz in zahlenmäßiger und hochgerüsteter Weise überhaupt?
‭Wenn es um Rechtsradikalismus geht, werden immer wieder die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen Zivilcourage zu zeigen und den Nazis entgegenzutreten und nicht nur auf die Politik zu warten. Diese Aufforderung ist schizophren, wenn es fast unmöglich ist an den Ort (und dann auch wieder weg) der offiziell angemeldeten und genehmigten Kundgebung des Römerbergbündnisses zu kommen, weil Straßen und Fußwege gesperrt und U-Bahnlinienschon Stunden vorher gekappt sind.

‭Was ist das noch für ein Demonstrationsrecht, dass die Polizei im Falle der NPD-Demo da verteidigt, wenn diese unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und die dort verkündeten Parolen vom weit auf größeren Teil der anwesenden Bürger nicht entsprechend beantwortet werden können?
[…]
‭Durch Belagerungszustände, Repressalien, Überwachung und Gewaltübergriffe des Polizei- und Staatsschutzapparates sähen Sie Resignation bei mündigen Bürgern und insbesondere bei Jugendlichen. …“

4.) „Ich selber war Betroffener eines Angriffs gegen “Vermummte”: Ich stand nahe der Brotfabrik, beobachtete und fotografierte das Geschehen. Da stürmten völlig überraschend 3-4 Polizisten mit Helm und Schutzweste auf mich zu, stießen mich gegen den Zaun eines Grundstückes. Ich ging zu Boden und wurde von einem dieser Herren ins Gesäß getreten. Danach hob einer von ihnen meine Parteifahne (DIE LINKE.) vom Boden und zerbrach sie in drei Stücke über das Knie. Die Reste warf er auf die Erde. Von umstehenden Demonstranten wurde mir auf die Beine geholfen. Seit diesem Zeitpunkt habe ich starke Schmerzen im Oberschenkel. (Quelle)

5.) „… von 11:00h bis ca. 15:00h haben wir versucht uns der demonstation in rödelheim anzuschließen, da sich am messekreisel kaum personen eingefunden hatten. auf dem weg wurden wir drei mal durchsucht und weitere zwei male von der polizei aufgehalten. ich musste meinen schal und meine sonnenbrille abgeben.
von der polizei wurden wir von einem ort zum nächsten geschickt, aber wo wir auch ankamen, war es uns verboten, dort zu bleiben. nur in einem schien die polizei einig zu sein: nach rödelheim zum römerbergbündnis durften wir nicht.
letztendlich gab es nur platzverweise für die stadtteile rödelheim, hausen und bockenheim. gut koordiniert, liebe einsatzleitung! “ (Quelle)

6.)„was heute wieder mal erlebt wurde war der absolute hammer! es war sicherlich schade, dass wir “nur” 1500 leute waren, die bereit waren, sich den nazis aktiv gegenüber zu stellen. egal, ob es nur hundert oder 2 hundert oder tausend nazis waren, das absolute ärgerniss war das vorgehen der polizei, die aus dem gesamten bundesgebiet kamen , um den nazis die straße zu überlassen. die nazis wurden mal wieder nicht ge- sondern mal be-schützt.
es gab einige stellen, wo die polizei mit unglaublicher härte und brutalität gegen vermeintlich vermummte personen vorging. die hatten nicht die bohne interesse an einer deeskalierenden strategie, das war richtig gewalt . …“ [weiterlesen …]

(die jeweiligen Namen der AutorInnen sind der Anti-Nazi-Koordination z.T. bekannt, sie sind mit der anonymisierten Veröffentlichung im Internet einverstanden)

2 Kommentare zu „Fotos und Erlebnisberichte zum Anti-Nazi-Protest und Polizeieinsatz am 20. Oktober“

  1. Dass es keine Möglichkeit gab, zur Kundgebung zu kommen, ist ja schon vielfach dokumentiert.
    Dass die Polizei gezielte Falschinformationen gegeben hat, hat mich zusätzlich empört. Mir wurde um 12 Uhr an der Breitenbachbrücke mitgeteilt, man käme „rechts und links vorbei“. Dem war natürlich nicht so. Nachdem ich es in der BUGA probiert hatte, fuhr ich zurück, um das der Polizei mitzuteilen. Sie meinten, das sei „ihr Wissensstand“. Noch 2 Stunden später hat die Polizei diesen „Wissensstand“ wider besseres Wissen an alle Anfragenden weitergegeben. Das ist gezielte „Verarschung“ -, um DemonstrantInnen zu verstreuen? Ich fand das unverschämt.
    Darüber hinaus sagte man mir, ich hätte nur „rechtzeitig“ da sein müssen. Seit wann darf die Polizei vorschreiben, wann ich ich zu einer Demonstration/Kundgebung gehe?

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  2. FR online 24.10.07
    „Polizeisprecher Linker weist die Vorwürfe hingegen zurück. Jeder Bürger habe die Möglichkeit gehabt, zur Kundgebung zu gehen.“

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